Die Stadt Neckarsulm hat Anfang des Jahres 2020 damit begonnen das städtische Radverkehrskonzept aus dem Jahr 1999 grundlegend zu überarbeiten. In seiner Sitzung am 13.10.2020 hat der Bauausschuss das klassifizierte Radverkehrsnetz beschlossen. Auf dieser Grundlage erfolgte am 24.03.2022 im Gemeinderat der Beschluss zu den Umsetzungsprioritäten.

Radverkehrskonzept PRIO-Routen

Das Klassifizierte Radverkehrsnetz Neckarsulm orientiert sich am angestrebten Radverkehrspotenzial und umfasst:

  • zwei Radschnellverbindungen in Nord-Süd Richtung (beidseitig des Neckars),
  • zwei Zubringerrouten (eine von Westen und eine von Osten auf die RSV zulaufend),
  • drei Pendlerradrouten (zur Verbindung aller Stadtteile auf direkten Wegen mit der Innenstadt),
  • acht Basisrouten (Schüler- und Einkaufsradverkehr),
  • sowie dem Verdichtungsnetz (zu Herstellung eines flächenhaften Netzes mit Querverbindungen zwischen den Routen 1. bis 3.).

Es ergeben sich somit folgende Hierarchisierungsstufen:

Stufe Bezeichnung Abkürzung Länge in km
I. Radschnellverbindung  RSV 6,4
II. Zubringerrouten zu RSV Z 6,5
III. Pendlerrouten P 10,2
IV. Basisrouten B 36,2
V. Verdichtungsnetz  V 37,7
Gesamte Streckenlänge     97

I. Radschnellverbindungen - RSV

An oberster Stelle der Netzhierarchie steht der Radschnellweg (RSV NSU I), den das Land im Rahmen des regionalen Mobilitätspaktes als neues überörtliches Netzelement zwischen Bad Wimpfen und Heilbronn auf der Westseite des Neckars plant. Der Radschnellweg soll Radfahrern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 20 Kilometern pro Stunde ermöglichen und richtet sich vor allem an Berufspendler.

II. Zubringerroute zu RSV - Z

Als Zubringertrassen sind schnelle Radwege geplant, die in West-Ost-Richtung von Obereisesheim beziehungsweise in Gegenrichtung vom Weinsberger Tal zum Radschnellweg entlang des Neckars (RSV NSU I) führen. Wichtiger Bestandteil der Ost-West-Zubringertrasse ist die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer am Bahnhof Neckarsulm.
Der Neubau der Unterführung wurde vom Gemeinderat bereits beschlossen und soll im Jahr 2024 fertiggestellt sein.
In diesem überörtlichen System wurde die Wehrbrücke als Nadelöhr identifiziert. Im Zuge der weiteren Ertüchtigung des Wehrbrückenknotens Kanalstraße / Werftstraße (K2000) sollen auch die Wegebeziehungen für Radfahrer in Zusammenarbeit mit dem Land als Baulastträger verbessert werden.

III. Pendlerrouten - P

Weitere Elemente des klassifizierten Radverkehrsnetzes sind Pendlerrouten (P) für das zügige Fahren zur Arbeit beziehungsweise als schnelle Verbindungen zum Bahnhof sowie acht Basisrouten (B1 bis B8) als Alltagsverbindungen für Schüler oder zum Einkaufen.

Das hier vorliegende Radverkehrsnetz ist als dynamisches Netz zu verstehen, das an zukünftige Entwicklungen im Verkehrsbereich angepasst werden kann.

Mit den einzelnen Klassifizierungsstufen sind deshalb unterschiedliche Qualitäten für den Fahrradverkehr verbunden und es finden unterschiedliche Ausbaustandards Anwendung.  Die Klassifizierung erfolgte nach dem Stand der Technik (Richtlinien zur integrierten Netzgestaltung) und unterstützt die gezielte Auswahl geeigneter förderfähiger Maßnahmen. Ziel ist es, den Radverkehr auf den im Radverkehrsnetz Neckarsulm entwickelten Achsen zu bündeln und sicher zu führen.

Ableitung von Umsetzungsprioritäten

Entsprechend der Einstufung der Maßnahmen nach der verkehrlichen Wirkung (Nutzungspotenzial) und dem zu erwartenden Nutzen/Kosten-Verhältnis ergibt sich eine Prioritätenliste die sich grundsätzlich auch an der bereits dargestellten Hierarchie der Radrouten orientiert. Stufe 1 umfasst die beiden Radschnellverbindungen, Stufe 2 die beiden Zubringerrouten zu den Radschnellverbindungen, als Stufe 3 folgen die Pendlerradrouten.

In der konkreten Umsetzung, insbesondere vor dem Hintergrund der Vernetzung von innerstädtischen Nutzungsschwerpunkten und Wohnquartieren, wird die zuvor genannte Prioritätenliste ergänzt und angepasst. Prioritätenliste (besondere bauliche Einzelmaßnahmen sind unterstrichen; s. Übersichtsplan):

  1. Radschnellweg NSU I (Neckartalradweg): Die Maßnahme wird vom Land B.-W. umgesetzt. Die Stadt Neckarsulm begleitet den Planungsprozess insbesondere vor dem Hintergrund einer optimalen Verknüpfung mit den städtischen Zubringerrouten an der Wehrbrücke.
  2. Radschnellweg NSU II („City-Variante“; entspricht in weiten Teilen der bestehenden RadNETZ BW-Route allerdings mit wesentlichen Verbesserungen): Verlauf: K2000 / Bad Friedrichshall – Fahrradstraße Parallele G.-Daimler-Str. – Bahnunterführung Neckarstraße – Neckarstr (Fahrradstr.) – HN-Str. / Südanschluss Heilbronn
  3. Zubringer zu Radschnellverbindung (Z1) Erlenbach – Binswanger Str. / Trendpark – Binswanger Str. – Bahnunterführung Neckarstr.
  4. Zubringer zu Radschnellverbindungen (Z2) Obereisesheim – Wehrbrücke
  5. Pendlerroute (P1) L1095 Dahenfeld – Amorbach (L1095) – Viktorshöhe – Neuenstädter Str. – Marktstraße
  6. Basisroute (B1) Deutschordensplatz – Sulmstr. – Sulmsteg / Bleichstr. – Im Vollkrug (südl. Sulmweg) – Untere Sulmstr. – Mühlweg-Querung – Südl. Sulmweg – Erlenbach
  7. Basisroute (B3) Amorbach (Amorbacher Str. ) – Hängelbachtal – Neuberg – Gymnasiumstr. – Sulmsteg / Bleichstr. – Bleichstr. (Fahrradstraße) – Gartenstraße – (Scheffelstraße)

Die Reihenfolge der Aufstellung stellt keine Priorisierung in der Umsetzung dar, sondern ergibt sich aus den Umsetzungschancen für einzelne Abschnitte (Koordinierung mit Maßnahmen anderer Baulastträgern / Flächenverfügbarkeit, etc.). Mit der Umsetzung von Einzelmaßnahmen / Streckenabschnitten auf den o.g. Routen können damit sukzessive Schwachstellen im Neckarsulmer Radnetz behoben werden. In den weiteren Planungsschritten wird dann der tatsächlich zu erreichende Ausbaustandard (basierend auf der Klassifizierung) festgelegt werden.