Dass der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten ist, spüren wir auch in Neckarsulm. Hitze, Dürre und Starkregenereignisse nehmen in den vergangenen Jahren zu, auch bei uns in der Region. 
Um dem Klimawandel zu begegnen, braucht es daher Klimaschutz und Klimaanpassung. 

Während der Klimaschutz die Senkung schädlicher Klimagase zu Ziel hat, beschäftigt sich die Klimafolgenanpassung mit Maßnahmen, wie den Folgend des Klimawandels begegnet werden kann. 

Teich im Park
Foto: Daniel Nasse

Klimafolgenanpassung in Neckarsulm

Maßnahmen um den Folgen des Klimawandels zu begegnen, werden in Neckarsulm in vier Konzepten zusammengeführt: 

Stadtklimaanalyse

Mit der Klimaanalyse des Fachbüros iMA Richter & Röckle aus Freiburg stehen der Stadt Neckarsulm wichtige Grundlagendaten für die künftige Stadtentwicklung zur Verfügung. Die Stadtklimaanalyse baut auf die Regionalen Klimaanalyse des Regionalverbands Heilbronn-Franken auf, weist dabei aber einen höheren Detaillierungsgrad mit einer deutlich höheren Aussagekraft auf.

Neben der Darstellung der ortsbezogenen klimatischen Bedingungen werden insbesondere die thermischen Belastungen und Betroffenheiten sowie die Kaltluftentstehung und die Kaltluftabflüsse untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in einer Planungshinweiskarte dargestellt, welche künftig bei allen räumlichen Planungsprozesses berücksichtigt werden soll.

Aufbauend auf die Stadtklimaanalyse werden derzeit ein Grün- und Freiraumkonzept sowie ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet. Mit diesen gesamtstädtischen Konzepten werden konkrete Handlungsvorschläge und Maßnahmen erarbeitet, welche eine bessere Anpassung an die sich vollziehenden klimatischen Veränderungen ermöglichen soll.

Klimafolgenanpassungskonzept - Hitze

Die Stadt Neckarsulm ist in zunehmendem Maße von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die immer höheren Temperaturen und vermehrten Hitzeperioden sind für die Bevölkerung deutlich spürbar. Mit der Erstellung eines so genannten „Klimafolgenanpassungskonzepts“ geht die Stadt den Umgang mit der steigenden Hitzebelastung an.

In diesem Zuge wurde in fundierter Anwendungskatalog erstellt, der sowohl gesamtstädtisch-strategische als auch räumliche Handlungsempfehlungen umfasst und konkrete Maßnahmen beschreibt, wie die Stadt auch unter der Klimakrise weiterhin lebenswert bleibt.
Ziel ist es, klimawirksame durchgrünte Stadt- und Straßenräume, klimaeffizient gestaltete Bauprojekte und vernetzte, gut nutzbare Freiräume, die die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner Neckarsulms langfristig sichern können, umzusetzen.

Das Konzept wurde dabei in zwei Stufen erarbeitet.

Stufe 1 widmet sich der Analyse der aktuellen Situation in Neckarsulm.

Das Büro iMA Richter & Röckle konnte im Jahr 2022 bereits eine Stadtklimaanalyse für Neckarsulm durchführen. Die Studie liefert u.a. Erkenntnisse darüber, wo es in Neckarsulm besonders heiß wird, und ist eine wichtige Grundlage für das Klimafolgenanpassungskonzept. Kombiniert werden diese Informationen mit der Stadt- und Bevölkerungsstruktur, sowie der Freiraumversorgung. So kann z.B. herausgefunden werden, wo sich durch eine Überschneidung von besonders hoher Hitzebelastung und dem Aufenthalt stark hitzegefährdeter Bevölkerungsgruppen (z.B. Kinder oder Senioren) ein besonderer Handlungsbedarf ergibt. Ein Blick auf die Grün- und Freiräume in Neckarsulm zeigt, wo die Neckarsulmer an heißen Tagen kühlende Entlastung finden können, und wo solche Freiräume vielleicht erst noch geschaffen oder aufgewertet werden müssen. Die vorhandenen Freiräumqualitäten und Freiraumpotenziale werden im Rahmen des parallel zum Klimafolgenanpassungskonzept beauftragten Grün- und Freiraumkonzept vertieft untersucht

In Stufe 2 werden Handlungsfelder definiert und gesamtstädtische, strategische und lokale Maßnahmen formuliert.

Alle Maßnahmen für die Stadt Neckarsulm wurden in einen Maßnahmenkatalog übersichtlich zusammengeführt. Parallel wurden gesamtstädtische und miteinander vernetzte Konzeptpläne erstellt, welche z.B. konkret für Neckarsulm aufzeigen, welche Entlastungsflächen besonders wichtig in der Stadt sind und wie diese künftig miteinander verbunden werden sollen, um der Bevölkerung ein umfassendes Entlastungssystem an heißen Sommertagen bieten zu können.
Eine Umsetzungstrategie zur Realisierung und Verstetigung des Konzeptes ergänzt den Maßnahmenkatalog.

Hier finden Sie die Abschlusspräsentation zum Klimafolgenanpassungskonzept. 

 

Weitere Details zur Vorgehensweise und Beteiligungsformaten während des Prozesses finden Sie hier

Grün- und Freiraumkonzept

Das Grün- und Freiflächenkonzept ist ein gesamtstrategisches Instrument zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Grünen Infrastruktur. Es werden zum einen die vorhandenen Grün- und Freiflächen auf ihre Aufenthaltsqualität überprüft und bei Bedarf aufgewertet und zum anderen wird untersucht, welche Siedlungsflächen zukünftig als neue (grüne) Aufenthaltsräume weiterentwickelt werden können. Durch die Schaffung eines Grünen Netzwerkes innerhalb von Neckarsulm und den beiden Teilorten Obereisesheim und Dahenfeld, soll gleichzeitig das Stadtklima und die Wohn- und Lebensqualität verbessert werden. Darüber hinaus sollen einzelne Grünflächen ökologisch aufgewertet und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden.

Hier finden Sie die Abschlusspräsentation zum Grün- und Freiraumkonzept. 

Starkregenrisikomanagement

Überflutungen durch Starkregen können weitab von Gewässern, sogar in Hügellagen auftreten. Es handelt sich zumeist um lokal begrenzte Ereignisse, wenn sehr starke Niederschläge oberflächlich abfließen. Starkregenereignisse, die die Kapazität der Kanalisation überfordern, sind in der jüngeren Vergangenheit auch in Deutschland aufgetreten. Als Träger der Entwässerungsinfrastruktur stellen sich die Fachplaner der Stadt Neckarsulm auf eine Zunahme der Häufigkeit ein. Der allgemeine Temperaturanstieg in der Atmosphäre führt zu erhöhter Luftfeuchtigkeit und kann so die Niederschlagsmengen deutlich steigern. Zusätzlich wird durch Flächenversiegelung und verminderte Rückhaltung von Niederschlägen in der Fläche die Abflusswirksamkeit erhöht und so die Gefahr von Starkregen-Überflutungen gesteigert.

Zur Sicherung von Siedlungsgebieten unterhält die Stadt Neckarsulm eine Reihe von Regenrückhaltebecken und prüft, ob weitere erforderlich werden. So sind westlich der Obereisesheimer Ortslage drei Sperrdämme vorhanden, die Oberflächenabfluss auffangen und nur gedrosselt in die Entwässerungskanäle abgeben sollen. Fünf weitere Becken befinden sich am Scheuerberg, um auch dort ein Auffangen und das Drosseln der Abflüsse aus den Weinbergen zu ermöglichen.

Die Stadt Neckarsulm hat im Rahmen ihres Starkregenrisikomanagements (SRRM) Starkregenereignisse, die deutlich über die 5-Jährlichkeit hinausgehen untersucht und Starkregengefahrenkarten erstellt. Diese sind sowohl auf unserer Homepage abrufbar als auch auf der Internet-Seite www.starkregengefahr.de/neckarsulm erreichbar.

Anhand der Starkregengefahrenkarten (SRGK) können sich Betroffene und Interessierte über die Gefahrensituation ein Bild verschaffen.

Die SRGK stellen in den verschiedenen Ausführungen für drei berechnete Szenarien sowohl die Überflutungstiefen als auch die Fließgeschwindigkeiten dar. 

Die SRGK können für die Szenarien "seltenes", außergewöhnliches" und "extremes" Ereignis abgerufen werden. (Grundlage für Beurteilungen und Planungen ist im Allgemeinen das "außergewöhnliche" Szenario.)
Die Kartennummer entnehmen Sie aus dem folgenden Blattschnitt:


Im Oktober 2023 hat der Gemeinderat das Handlungskonzept Starkregen (1,1 MB) beschlossen. Es umfasst umfangreiche Aufgaben der Informationsvorsorge, des Krisenmanagements sowie Prüfaufträge für bauliche Maßnahmen. Seine Verwirklichung ist eine langfristige Gemeinschaftsaufgabe von Kommune und jedem Einzelnen mit dem Ziel der Vermeidung und Minderung von Schäden infolge Starkregen.

Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Broschüre "Starkregen und Hochwasser" (2,9 MB).

Jeder Interessierte kann sich bei Bedarf Objektschutzpläne im Rahmen eines Hochwasserpasses erstellen lassen. Ansprechpartner finden Sie auf der Homepage www.hochwasser-pass.info/werkannmirhelfen.

Im November 2023 hatte das Tiefbauamt zu einer Informationsveranstaltung Starkregen und Hochwasser eingeladen. Weitere Informationen hierzu finden Sie in der Präsentation (4,5 MB) zur Veranstaltung.

Die Fachingenieure aus dem Tiefbauamt beraten Sie zum Thema gerne.

Zur Terminvereinbarung melden Sie sich bitte unter 07132/35-2402 oder Tiefbauamt@neckarsulm.de.

Seit Abschluss des Starkregenrisikomanagements hat die Stadt - ihrem Handlungskonzept folgend - bereits mehrere Maßnahmen umgesetzt und plant weitere deutliche Verbesserungen.

Um das Thema wegen der notwendigen Schutz- und Verhaltensmaßnahmen im Blick zu behalten, werden regelmäßig bestimmte Aspekte in Veröffentlichungen im städtischen Journal sowie in den sozialen Medien behandelt.

Außerdem wurde in den vergangenen Wochen ein Messnetz zum Starkregenmonitoring aufgebaut. Dieses soll in Verbindung mit dem FLIWAS-Warnsystem eine bessere Frühwarnung und rasche Schutzmaßnahmen im Ereignisfall ermöglichen.

Die konsequente Umsetzung eines modernen Regenwassermanagements (Rückhaltung, Drosselung, Versickerung, Verdunstung, Nutzung zur Baumbewässerung etc.) in neuen Baugebieten und bei neuen Baumaßnahmen trägt zur Verminderung des Abflusses bei Starkregen bei. Hierzu gehören auch städtische Entsiegelungsmaßnahmen auf bestehenden Flächen.

In den nächsten Jahren wird die Stadt auch den Objektschutz an ihren eigenen Gebäuden vorantreiben.

Um den Oberflächenabfluss bei Starkregen einzudämmen und die Anlieger in einem gewissen Maß vor Überflutungen zu schützen, wurden seit dem Beschluss des Handlungskonzeptes Starkregen bereits mehrere Quick- & Easy-Maßnahmen umgesetzt.

Außerdem wird im September 2025 mit der Planung für die Starkregenvorsorge im hoch priorisierten Strang 1 vom Gewann Kalben über den Steppachweg und die Spitalstraße bis zum Stadtpark und zur Feuerwehr in der Felix-Wankel-Straße begonnen.

Weitere Informationen zur Umsetzung der Maßnahmen in den Risikobereichen finden Sie hier:

Maßnahmenumsetzung

Realisierte bzw. in Bau oder Planung befindliche Quick- & Easy- Maßnahmen:

Obereisesheim: Mulde Merowinger Straße

Zu sehen ist die eingetiefte und bepflanzte Mulde in der Merowinger Strajße

Rückhaltung Kalbenstraße (Vorabmaßnahme zu Strang 1)

Geflutete Mulden an der Kalbenstraße

Schönbuchstraße: Rückhaltung im Spielplatzbereich mit Entwässerungsrinne, Rigolen (Schotter) und Damm

Schotter und ein kleiner Damm halten Wasser am Spielplatz Schönbuchstraße zurück

Baumrigolen Schönbuchstraße

Einbau der Baumrigolen in der Schönbuchstraße

Spitalstraße – Stadtpark (RW-Ableitung Gräben/ Mulden im Park)

Jugendfarm (Umleitung des SR-Abflusses zum Bach mit Rückhaltung im Gelände)

Dahenfeld: Süd (Wege am Schauberg mit Rückhaltung und Abflussverzögerung)

Dahenfeld: Feldweg-Kaskaden zur Rückhaltung im Außengebiet

Amorbach: Grüne Mitte (Entschlammung und Vergrößerung des Rückhaltevolumens)

Die Planungsleistungen für die Starkregenvorsorge im Strang 1 wurden an Klinger und Partner - Ingenieurbüro für Bauwesen und Umwelttechnik GmbH, Stuttgart, vergeben.

Die geplanten Maßnahmen sind dem Maßnahmenplan Strang 1 zu entnehmen:

Maßnahmenplan mit Darstellung der bei Starkregen überfluteten Bereiche