Stadt Neckarsulm prüft Hochwasserschutz westlich der Neckartalstraße

Spundwand soll Obereisesheimer Gewerbegebiet Binsig vor 100-jährlichem Hochwasser schützen

Ortswappen des Stadtteils Obereisesheim

Die Stadt Neckarsulm beabsichtigt, eine Spundwand aus Stahl auf der Westseite der Neckartalstraße (L 1100) zu errichten, um das Gewerbegebiet Binsig im Stadtteil Obereisesheim wirkungsvoll vor Hochwasser zu schützen. Der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung im Grundsatz, die Hochwasser-Schutzwand westlich der Landestraße zu bauen und beauftragte das Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH aus Stuttgart mit der Entwurfsplanung.

Ursprünglich sollte eine Winkelstützmauer auf der Ostseite der Landesstraße errichtet werden, die auch die Landesstraße vor Hochwasser geschützt hätte. Diese Planung ist aber nur schwer vereinbar mit dem vierstreifigen Ausbau der L 1100, den das Regierungspräsidium Stuttgart im Rahmen des Mobilitätspaktes für den Raum Heilbronn – Neckarsulm plant. Aktuell hat das Regierungspräsidium ein Anbauverbot an die Landesstraße verfügt, um den Ausbau frei terminieren und ausgestalten zu können.

Gewerbegebiet gilt dann nicht länger als Überschwemmungsgebiet 

Mit dem neuen Planungsansatz kann der Bau des Hochwasserschutzes vom geplanten Ausbau der Landesstraße entkoppelt und unabhängig vom Vorgehen des RP weiterverfolgt werden. Die neue Spundwand ist so ausgelegt, dass sie das Gewerbegebiet Binsig vor einem 100-jährlichen Hochwasser schützt, also einem Hochwasserereignis, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre vorkommt. Dieser bauliche Hochwasserschutz bewirkt, dass das Gewerbegebiet nicht länger als Überschwemmungsgebiet des Neckars eingestuft wird. Damit entfallen auch die baurechtlichen Einschränkungen, die derzeit verhindern, dass die dortigen Firmen ihre Betriebsstätten verändern oder erweitern können.

Ergänzend zur Stahl-Spundwand entlang der L 1100 werden die einmündende Brückenstraße und möglicherweise auch die Austraße durch mobile Dammbalkenverschlüsse gesichert. Die Fußgängerunterführung von der Badstraße zum Ernst-Freyer-Bad soll erhalten bleiben und weiterhin mit einer Dammbalkenanlage verschlossen werden.

Die Kosten für den Bau der Schutzwand betragen nach einer ersten groben Schätzung etwa 2,14 Millionen Euro einschließlich Nebenkosten. Hinzu kommen die Kosten für einen möglichen Grunderwerb. Für diese Baumaßnahme kann die Stadt möglicherweise Fördermittel vom Land Baden-Württemberg erhalten. Eine entsprechende Förderung wird die Stadt im Zuge des wasserrechtlichen Verfahrens beantragen.

Die Entwurfsplanung liegt voraussichtlich Anfang 2026 vor. Das wasserrechtliche Verfahren mit Förderantrag folgt im kommenden Jahr. Der Bau der Schutzwand kann dann bis Ende 2027 abgeschlossen sein.

RP Stuttgart plant zusätzliche Geradeausspur der L 1100 

Das Regierungspräsidium Stuttgart plant den Bau einer zusätzlichen Geradeausspur an der Neckartalstraße zwischen der Einmündung Wimpfener Straße und dem Anschluss der Brückenstraße. So sollen die L 1100 und die Knotenpunkte in diesem Abschnitt an die gestiegene Verkehrsbelastung angepasst werden. Wann der weitere vierspurige Ausbau der L 1100 erfolgt, ist derzeit nicht absehbar. Um das Baurecht zu erlangen, muss das RP einen entsprechenden Ausgleich für die Eingriffe in den Retentionsraum des Neckars schaffen. Geeignete Flächen zu finden, gestaltet sich mehr als schwierig. (snp)