Platz für Neues

Mit den Namen Stradinger, edeka-Markt Sommer oder Bäckerei Feil können heute die wenigsten Obereisesheimer etwas anfangen. Schlecker, Leerstand, Corona-Infektpraxis Dr. Neuwirth und wieder Leerstand sagt dann schon den meisten etwas mehr. Die Rede ist vom städtischen Gebäude Hauptstr. 27, das derzeit abgerissen wird. Eine gefühlte Ewigkeit war dieses Gebäude neben der ehemaligen Gaststätte „Zum Ochsen“ in unmittelbarer Nachbarschaft so etwas wie der lebendige Mittelpunkt - das Herz - von Obereisesheim. Jetzt wird dort Platz für etwas Neues geschaffen. Das Gebäude hat ganz einfach ausgedient. Nachdem in der Hauptstr. 27 Jahrzehnte lang Dinge des täglichen Bedarfes angeboten worden waren, ging es spätestens nach der Ära „Sommer“ und dessen edeka-Vollsortimenter trotz größten Bemühens von Verwaltung, Gemeinde- und Ortschaftsrat stetig bergab. Hier half auch keine großzügige Investition zur Gebäudeerweiterung im siebenstelligen DM-Bereich ausgangs der 1990er Jahre. Die Bäckerei Feil verließ das Ladengeschäft nach kürzester Zeit wieder, nur um der Drogeriemarktkette Schlecker Platz zu machen, die sich auch nicht wesentlich länger über Wasser halten sollte. Das Beste aus der verfahrenen Situation machte noch die Gemeinschaftspraxis in Obereisesheim, deren Infektpraxis dort während der Corona-Pandemie zum Nutzen von tausenden Patienten untergebracht werden konnte. Bereits seit Anfang der 2000er Jahre machte man sich innerhalb der Verwaltung Gedanken darüber, wie der Ortskern über einen sogenannten Frequenzbringer wiederbelebt werden könnte. Dabei verschlechterte sich die Situation mit der Schließung der personalbesetzten Bankenfilialen von Volksbank und Kreissparkasse Heilbronn zunächst noch einmal. Im Bereich des einstmals so belebten, engeren Ortskerns hielten einzig noch die Gemeinschaftspraxis und die Verwaltungsstelle Obereisesheim ihr Fähnlein in den Wind. Beides Einrichtungen, die nicht ansatzweise so erfolgreich zu einem geselligen Dorfleben sowie dem unvermeidbaren Klatsch und Tratsch beitragen können wie eine Käsetheke.
Jetzt fällt das geschichts- und geschichtenträchtige Gebäude in der Hauptstr. 27 nach über einem Jahrzehnt der Vorarbeit. Gleichzeitig biegen die Verhandlungen über die Ansiedlung einer Landarztpraxis samt Apotheke auf die Zielgerade ein. Sollten die Gespräche erfolgreich abgeschlossen werden können, dann besteht die berechtigte Hoffnung, Obereisesheim mit einem runderneuerten und baulich erweiterten Feuerwehrmagazin, einer Apotheke, einer neuen Arztpraxis sowie dem alt-ehrwürdigen Rathaus mittelfristig wieder zu einer attraktiven, belebten Ortsmitte zu verhelfen. Vor diesen Aussichten ist es überhaupt nicht schade, dass die nicht unerhebliche Investition in einen Aufzug für die Verwaltungsstelle zur Randnotiz verkommen könnte.


Andreas Gastgeb