Radtour 2023

Thomas Lang zeigt den Ortschaftsräten einen enkeltauglichen Acker
Die Ortschaftsräte besichtigen das Wasserwerk

Am Ende der diesjährigen Ortschaftsra-d-tour zeigte der Tacho gerade einmal 3,7 gefahrene Kilometer an. Von der Verwaltungsstelle führte die Strecke auch nur über die Biberacher Hohle zu den Wohngebieten „Nördlich der Römerstraße I + II“ und über den Weg oberhalb des Holzwegs zum Wasserwerk. Abschluss war wie immer an der Waldschänke. Doch so kurz die gefahrene Tour auch gewesen sein mag, sie nahm doch genau so viel Zeit in Anspruch wie in vergangenen Jahren schon zurückgelegte doppelt und dreifach so lange Fahrtstrecken. Und das hatte seinen Grund in zwei Top-Themen, die sich der Ortschaftsrat an diesem Abend erläutern ließ: Die Agrokultur und den enkeltauglichen Acker von Beate und Thomas Lang am Biberacher Weg sowie die Sicherstellung der Obereisesheimer Wasserversorgung über das Wasserwerk am Ende des Holzwegs.
Annähernd eine Stunde nahmen sich Beate und Thomas Lang Zeit, um die Räte absolut überzeugend über ihr Konzept eines enkeltauglichen Ackers, über die Art der gepflanzten Bäume, die Fruchtfolge, Untersaaten, Trockenheit verträgliche Kulturpflanzen und die Art der Bodenbearbeitung zu informieren. „Aber alles Engagement nützt wenig, wenn in der Öffentlichkeit nicht endlich ein Umdenken stattfindet. Es muss selbstverständlich werden, regional produzierte Lebensmittel zu kaufen – auch wenn sie etwas teurer sein sollten!“ Das Ehepaar Lang ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass es das dicke Brett weiter bohren wird. „Wir produzieren seit über 30 Jahren biologisch-nachhaltig, aber erst mit den Folgen des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels erreichen wir endlich auch größere Teile der Öffentlichkeit.“ Thomas Lang denkt laut darüber nach, die milden Winter und die feuchten Monate ab November bis März zu nutzen, um zu diesem Zeitpunkt Getreide oder andere Nutzpflanzen anzulegen, die man sonst erst im Frühjahr angelegt hätte. „Manche Pflanze wächst im Winter besser als in heißen Sommermonaten ohne Regen!“
 
Solche Aussagen geben zu denken und bestätigen auch dem Laien, dass etwas getan werden muss – und das schnell. Das bestätigt auch Beate Lang. „In unserer Region haben wir eine Steigerung der Jahresdurchschnittstemperatur um 1,5°C längst erreicht. Wir müssen jetzt handeln und nicht erst in zwanzig Jahren!“ Man hätte den beiden Langs noch eine weitere Stunde zuhören können, wäre da nicht ein fixer Termin am Wasserwerk angestanden. Dort erwarteten Harald Höffner und Rene Ranger das Gremium, um die Funktion des bislang einzigen Wasserwerks der Stadt Neckarsulm zu erläutern. „Obereisesheim könnte sich durch Nutzung der eigenen Quellen komplett autark mit Wasser versorgen!“, stellte Harald Höffner gleich zu Beginn seiner Ausführungen fest, ehe er die komplexen technischen Vorgänge erläuterte, die notwendig sind, um aus Rohwasser (Quellwasser) Trinkwasser mit Bodenseewasserqualität werden zu lassen. Wichtig: Die Wasseraufbereitung geschieht überwiegend mechanisch über mehrere Filtervorgänge. Zwar kommen die Fachleute nicht ganz ohne Chemie aus, die notwendigen Mittel werden aber nur in einem äußerst geringen Umfang zugesetzt. „Vom Wasserhochbehälter „Kieselbaum“ aus lassen wir das Trinkwasser im freien Gefälle in den Ort laufen und erreichen dort jedes Gebäude mit dem notwendigen Druck. Auch für Feuerwehreinsätze genügt der Wasserdruck in den Hydranten in allen Bereichen des Obereisesheimer Siedlungsgebietes aus.“ Auf die Frage nach einer Aufrechterhaltung der Wasserversorgung im Falle eines Blackouts, wie er im Winter immer wieder einmal diskutiert wurde, mussten aber auch die Fachleute passen. Es gebe zwar einen Notfallplan und ein Strategiepapier für so einen Fall, sicher sei aber auch, dass sich die Bevölkerung werde einschränken müssen.

Weniger einschränken mussten sich die durstigen und hungrigen Radler bei der abschließenden Einkehr in der Waldschänke. Dort waren Plätze im Trockenen reserviert, die Getränke kühl und der Pizzaofen angeheizt. Einem gemütlichen Abschluss stand folglich nur die Sperrstunde im Weg, die die Damen und Herren Ortschaftsräte murrend zwar, aber doch selbstverständlich akzeptierten.