vhs Neckarsulm möchte Kinder und Jugendliche mit muttersprachlichen Kursen stärken
Mit dem Start des neuen Semesters im September nimmt auch das neue Zentrum für Mehrsprachigkeit der vhs Neckarsulm seine Arbeit auf. Ziel des Zentrums ist es, Kinder und Jugendliche aus mehrsprachigen Familien mit muttersprachlichen Kursen in ihrer Identität zu stärken und ihre Sprachkompetenz zu fördern. Ergänzend dazu bietet es Austausch-, Informations- und Beratungsangebote für Eltern, die mehrsprachig erziehen. Im Rahmen der Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW des Landes Baden-Württemberg wird das Projekt als Innovationsimpuls zudem bis Ende 2024 gefördert.
„Wir freuen uns, dass unser Zentrum für Mehrsprachigkeit als Innovationsimpuls vom Land Baden-Württemberg in den beiden kommenden Jahren gefördert wird. Damit wird das zukunftsweisende Potential dieses Projekts gewürdigt“, betont Daniela Deul, Leiterin der Volkshochschule Neckarsulm. „Dies unterstreicht nicht nur die gesellschaftliche Bedeutung dieses Impulsprojekts, sondern auch das Potential, das für uns als Volkshochschule in der Weiterentwicklung des Fachbereichs Sprachen hin zum Thema Mehrsprachigkeit liegt.“
66 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in Neckarsulm leben, haben einen sogenannten Migrationshintergrund. Entsprechend groß ist die Zahl der Kinder, die mit mehr als einer Sprache aufwachsen. Allerdings wird die Sprache der Familie oft nur mündlich in Alltagsgesprächen weitergegeben. Hier setzt das Projekt der vhs Neckarsulm an. „Wir möchten Kinder aus mehrsprachigen Familien darin unterstützen, ihre Muttersprache oder -sprachen auf dem Niveau der Bildungssprache zu erlernen. Wir wollen ihnen damit signalisieren, dass mehrfache kulturelle Zugehörigkeit möglich und auch willkommen ist“, erläutert Dr. Sabine Rivier, Leiterin des Fachbereichs Sprachen der vhs Neckarsulm, den Hintergrund des Projekts.
Die vhs Neckarsulm stützt sich auf den wissenschaftlichen Stand zum Thema Mehrsprachigkeit: Sprachen stehen nicht in Konkurrenz zueinander und hemmen sich nicht gegenseitig im Lernprozess – das Gegenteil ist der Fall: Wer eine Sprache auf dem Niveau der Bildungssprache mündlich und schriftlich beherrscht, dem fallen auch Transfermöglichkeiten in andere Sprachen leichter.
vhs-Semesterprogramm umfasst 17 Kurse in sieben verschiedenen Sprachen
Im Herbst- und Wintersemester bietet die vhs Neckarsulm daher bereits 17 Kurse in sieben verschiedenen Sprachen für verschiedene Altersgruppen an: Albanisch, Arabisch, Kroatisch, Polnisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Die Dozentinnen und Dozenten der Kurse sind ausgebildete Lehrkräfte, die in ihrem Herkunftsland studiert haben.
Das Zentrum für Mehrsprachigkeit bietet neben den Sprachkursen für Kinder und Jugendliche auch Informations- und Beratungsangebote für Eltern. „Eltern stehen vor der Frage, wie sie verschiedene Familiensprachen in ihren Familienalltag integrieren können“, ergänzt Johanna Matt, Leiterin des Fachbereichs Familie. „Wichtig ist es, hier vor allem Austausch und fachlichen Input zur Unterstützung zu geben. Denn es gibt keine Patentlösungen, sondern Familien müssen ihren eigenen Weg finden, wie sie Mehrsprachigkeit leben.“
Mit dem Workshop „Familiensprachen stärken“ gibt es am Donnerstag, 28. September, von 18 bis 21 Uhr im Rahmen der Interkulturellen Woche eine Möglichkeit für einen solchen Austausch. Die kostenlose Veranstaltung für mehrsprachige Eltern und die Fachöffentlichkeit wird moderiert von der Mehrsprachigkeitsexpertin Jutta Daszenies, Referentin der Elternstiftung Baden-Württemberg. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.vhs-neckarsulm.de oder Tel. 07132/35-370. (vhs)