Gemeinderat diskutiert nach der Sommerpause über Bürgerpark, Hallenbad oder Freibad

OB Steffen Hertwig spricht zu den Teilnehmenden der Ideenwerkstatt.
OB Steffen Hertwig dankt den Teilnehmenden der zweiten AQUAtoll-Ideenwerkstatt für die konstruktive Mitarbeit. (Foto: Stadtmarketing)      

Nachdem der Gemeinderat entschieden hat, das AQUAtoll Erlebnisbad nicht zu sanieren und das Freizeitbad damit dauerhaft geschlossen bleibt, steht die Stadt Neckarsulm vor einer schwierigen Entscheidung: Wie soll es mit dem AQUAtoll-Gebäude und dem Gelände weitergehen? Soll es zusätzlich zum AQUAtoll Sportbad, dem Ernst-Freyer-Freibad und dem Lehrschwimmbecken in Amorbach ein zusätzliches Wasserangebot für die Bevölkerung geben?

Weil der Gemeinderat und die Stadtverwaltung diese Fragen nicht hinter verschlossenen Türen entscheiden wollen, hat die Verwaltung eine Anregung der Gemeinderatsfraktionen aufgegriffen und ein informelles Format zur Bürgerbeteiligung ins Leben gerufen. Im Rahmen der AQUAtoll-Ideenwerkstatt haben interessierte Neckarsulmer Einwohnerinnen und Einwohner Ideen und Vorschläge formuliert, wie das Gebäude beziehungsweise Gelände des Erlebnisbades weiter genutzt werden könnte. An der ersten Werkstattrunde nahmen 45 Personen teil. Beim zweiten Termin waren es 31 impulsgebende Teilnehmende. 

Steffen Hertwig dankt für konstruktive Mitarbeit und offenen Austausch   

Nach zwei Veranstaltungsrunden steht für Oberbürgermeister Steffen Hertwig fest: „Das Format der Ideenwerkstatt hat sich bewährt. Mir ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger bei wichtigen Prozessen aktiv zu beteiligen. Die Ideenwerkstatt hat mich in diesem Vorgehen bestärkt. Ich bin beeindruckt, wie konstruktiv die Ideenwerkstatt verlaufen ist und danke allen Beteiligten für die engagierte Mitarbeit und den offenen Austausch.“

Die Zwischenergebnisse sind spannend und eröffnen neue Perspektiven für das etwa 40.000 Quadratmeter große Areal des Erlebnisbades. Noch ist nichts entschieden; alle Optionen liegen weiterhin auf dem Tisch. Der Gemeinderat befasst sich nach der Sommerpause mit den erarbeiteten Handlungsoptionen: Bürgerpark, Hallenbad und Freibad. 

Ideen wurden in zwei Werkstattrunden gesammelt und gewichtet

Beim ersten Werkstatt-Treffen waren die Teilnehmenden aufgefordert, ihren Ideen und Gedanken freien Lauf zu lassen und per Punktevergabe zu gewichten. „Zum Auftakt haben wir bewusst keine Vorgaben oder Einschränkungen gemacht, weil wir zunächst alle Ideen sammeln wollten“, erläutert Steffen Hertwig das Vorgehen. „Wir wollten so die Möglichkeit für neue Sichtweisen und Ansätze eröffnen, an die der Gemeinderat oder die Verwaltung womöglich gar nicht gedacht haben.“

Beim zweiten Werkstatt-Termin wurden die in der Vorarbeit gewichteten Ideen zu Handlungsoptionen zusammengefasst. Denkbar wäre zum Beispiel die Handlungsoption Bürgerpark mit Schwerpunkt Sport-, Wasser-, Kinder- und Gastronomieangebot, die Handlungsoption Hallenbad mit Schwerpunkt Bewegungs- beziehungsweise Lehrschwimmbecken oder die für sich alleinstehende Handlungsoption Freibad. Auch bestimmte Kombinationen zwischen den Handlungsoptionen sind grundsätzlich möglich, so zum Beispiel ein Bürgerpark mit angeschlossenem Hallenbad.

OB Steffen Hertwig: „Ein zweites Freibad ist nicht realistisch“   

Im zweiten Schritt ging es auch um die Frage, inwieweit die Ideen machbar, umsetzbar und finanzierbar sind. „Bei allen Ideen müssen wir ab einem gewissen Punkt auch die Realitäten mit einbeziehen“, verdeutlicht Steffen Hertwig. So kann zum Beispiel das Bestandsgebäude des Erlebnisbades nicht ohne Weiteres nachgenutzt werden, weil der Brandschutz, die Lüftungsanlage und die Kuppel stark sanierungsbedürftig sind.

Auch die Perspektive eines zweiten Freibades zusätzlich zum Ernst-Freyer-Bad ist für Steffen Hertwig weder realistisch noch verhältnismäßig: „Zwei Freibäder parallel zu betreiben, ist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll und auch organisatorisch nicht möglich. Wir könnten ein zweites Freibad gar nicht betreiben, weil das Personal dafür nicht ausreicht und neue Fachkräfte im Bäderbereich kaum zu finden sind.“ Ob das Ernst-Freyer-Bad am Standort Obereisesheim erhalten bleibt und im Bestand saniert wird oder ein neues Freibad am Standort des AQUAtoll eine mögliche Alternative wäre, muss der Gemeinderat mit allen Vor- und Nachteilen diskutieren. 

Der Bau eines neuen Hallenbades auf dem AQUAtoll-Areal als weitere mögliche Option wird durch die Topografie des Geländes erschwert. Allein zwischen der früheren Piratenwelt und der Straße beträgt der Höhenunterschied 13 Meter. Dieses Gefälle müsste bei einem Neubau aufwändig ausgeglichen werden. „Es war Aufgabe der zweiten Werkstatt-Veranstaltung, solche Argumente sachlich abzuwägen und sinnvolle und mehrheitsfähige Handlungsoptionen festzulegen“, erklärt OB Hertwig. „Es ging nicht darum, die Ideen final zu bewerten.“

Dies ist jetzt Aufgabe des Gemeinderates. Um die Diskussion im Gremium vorzubereiten, hat die Stadt die Teilnehmenden der zweiten Werkstattrunde erneut angeschrieben und sie gebeten, einen persönlichen Favoriten aus der beigefügten Tabelle der Handlungsschwerpunkte auszuwählen. Unabhängig davon, wie sich der Gemeinderat letztlich entscheidet, steht für Steffen Hertwig eine Grundidee jetzt schon fest: „Wir werden eine Lösung finden, die den Neckarsulmer Einwohnerinnen und Einwohnern jeden Alters zugutekommt. Wir wollen kein touristisches Highlight, sondern eine Lösung zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger. Auch deshalb war es richtig, interessierten Einwohnern die Möglichkeit zum Mitreden und Mitgestalten zu geben.“ (snp)