Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hat durch den Sport Selbstbewusstsein aufgebaut

Porträtfoto vomn Ömer Cümen
Ömer Cümen ist Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin. (Foto: Special Olympics Deutschland)    

Der Jubel fiel stilecht aus: Ömer Cümen lief nach seinem Treffer zum 4:1 gegen Südkorea Richtung Tribüne und verschränkte die Arme, ähnlich wie Kylian Mbappe. Fast 200 Zuschauer, darunter einige Schulklassen, feierten den Kapitän der deutschen Special Olympics Nationalmannschaft. 

Die Behindertensportgemeinschaft Neckarsulm stellt gemeinsam mit der A-Jugend des VfR Heilbronn die komplette Fußball-Nationalmannschaft der Männer – als Unified Partners Team. Sie hat eine Medaille nach dem 5:1 gegen Südkorea und der mit drei Siegen bei einer Niederlage abgeschlossenen Klassifizierung fest im Blick. Mittendrin Ömer Cümen, der auch mitten im Leben steht.

Der 35-jährige gehört zu dem kleinen Teil von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen, die einem Beruf in der freien Wirtschaft nachgehen. Er ist in der Logistik bei Lidl tätig. „Das bringt unheimlich Spaß“, sagt er. Die Kollegen fiebern derzeit mit: „Ich versorge sie mit ordentlich Fotos.“ Eines davon war ein Bild mit NBA-Legende Dirk Nowitzki. Cümen spielt nicht nur Fußball, sondern ist auch Basketballer mit Leidenschaft. Während der Eröffnungsfeier ließ er sich die Gelegenheit nicht nehmen, neben Nowitzki zu treten. Das Event sei ein „ganz tolles Erlebnis“ gewesen: „Das Stadion hat gebebt. Das war super. Gänsehaut pur.“

Cümen genießt die Tage in Berlin. Natürlich steht Fußball an erster Stelle. „Ömer ist unglaublich ehrgeizig. Er setzt sich für die Mannschaft ein und gibt immer 100 Prozent“, sagt sein Coach Fritz Quien, der in Berlin sozusagen als Nationaltrainer fungiert. „Ömer hat durch Fußball Selbstvertrauen aufgebaut. Er hat Anerkennung bekommen.“ Der Verein und seine Mitspieler seien ihm unheimlich wichtig: „Sie helfen sich gegenseitig. Er ist immer für sie da,“ so Quien. Durch den Sport habe Cümen erkannt, dass er echter Teil der Gesellschaft sein kann.

Daran hat auch Heike Acker ihren Anteil. Sie ist ein bisschen Mädchen für alles und hilft, wo sie kann. In der BSG Neckarsulm leitet sie seit Jahren die von ihr selbst gegründete Fußball-Abteilung. Außerdem trainiert sie das BSG-Team. In Berlin ist sie als Betreuerin dabei – und gibt an der Seitenlinie alles für die Mannschaft. Fast schon ein bisschen zu viel. Nach einem Treffer gegen Südkorea lief Acker auf das Feld und sah dafür Gelb.

Darüber konnte sie aber nach dem Spiel lachen: „Die Jungs sind toll, sie geben wirklich alles. Die Fußball-Nationalmannschaft sollte sich das ansehen. Dann weiß sie, wie kämpfen geht.“ Cümen lacht, als er das hört. Er ist stolz, das deutsche Trikot tragen zu dürfen. Tore für sein Team zu schießen wie sein Vorbild Cristiano Ronaldo. Und zu wissen, in der Gesellschaft angekommen zu sein. (Special Olympics Deutschland, Michael Schwartz)