Andreas Benz begleitet Stummfilmklassiker von 1921/1922 live an der Kinoorgel

In einer Filmszene sitzt Graf Orlok am Schreibtisch und Jonathan Hutter steht neben ihm.
Der Stummfilmklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ ist am 30. Oktober im Gleis 3 Neckarsulm in seiner ursprünglichen Fassung zu sehen. (Foto: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt)

Ein besonders intensives, authentisches Kinoerlebnis verspricht der Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ am Montag, 30. Oktober, um 20 Uhr im kommunalen Kinder-Jugend-Kultur Zentrum „Gleis 3“ am Bahnhofplatz Neckarsulm. Im Rahmen der städtischen Filmkunstreihe „Hier spielt die Musik“ können die Zuschauer den Stummfilmklassiker von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1921/1922 so erleben, wie die Zeitgenossen damals: mit Begleitmusik, die live auf einer originalen Kinoorgel gespielt wird.

Der Eintritt kostet zehn Euro. Karten können per E-Mail: kinoorgel@t-online.de reserviert werden. Reservierte Karten müssen bis 20 Minuten vor Beginn an der Abendkasse abgeholt werden. Die Begleitmusik spielt der Stummfilmmusiker Andreas Benz live auf der restaurierten Christie-Kinoorgel von 1929, einer von nur zehn Kinoorgeln in Deutschland.     

Ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte 

Der Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ ist nicht nur ein legendärer Stummfilmklassiker, sondern auch ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte. Es handelt sich um eine der ersten Verfilmungen des berühmten Romans „Dracula“ von Bram Stoker. Weil sich die damalige Produktionsfirma nicht um die Filmrechte bemüht hatte, wurden die Namen der handelnden Personen geändert: aus Graf Dracula wurde Graf Orlok, aus Jonathan Harker wurde Hutter. Die Handlung wurde von London nach Wisborg, ein fiktives Pseudonym für Wismar, verlegt. Teile des Films wurden in Lübeck und Wismar gedreht; die verwendeten Häuser existieren zum Teil heute noch.

Trotz dieser Änderungen erhob Bram Stokers Witwe eine Urheberrechtsklage gegen die Produktionsfirma. Die Firma war aber zu diesem Zeitpunkt bereits bankrott und konnte keine Entschädigung zahlen. Daher mussten 1925 sämtliche Kopien und Negative des Films vernichtet werden. Glücklicherweise haben verschiedene Kopien des Films in anderen Ländern überlebt.

Im Gleis 3 ist der Film wieder in seiner ursprünglichen Fassung zu sehen. Gezeigt wird eine analoge 16 Millimeter-Filmkopie aus dem Archiv des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums (DFF), Frankfurt. Neben der faszinierenden Bildsprache von Friedrich Wilhelm Murnau sorgt auch die Livemusik-Begleitung dafür, dass nach rund 100 Jahren der „Lufthauch aus dem Jenseits“ immer noch spürbar ist. So beschrieb der Kritiker Béla Balázs seine Eindrücke bei der Uraufführung von „Nosferatu“ am 15. März 1922. (snp)            

(Erstellt am 25. Oktober 2023)