Jubiläumsprogramm für Kinder mit täglichen Spielaktionen vom 12. bis 25. August

Historische Ansicht des Ernst-Freyer-Bades um 1939
Blick auf das Ernst-Freyer-Bad um 1939 (Foto: Stadtarchiv)
Historische Ansicht des Ernst-Freyer-Bades um 1963
Das Ernst-Freyer-Bad um 1963 (Foto: Stadtarchiv)
Die Bade-und Spiellandschaft für Kinder kurz nach der Einweihung
Die Bade- und Spiellandschaft für Kinder wurde 2005 eingeweiht. (Foto: snp)    

Das Ernst-Freyer-Bad in Neckarsulm-Obereisesheim feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Auf private Initiative des Unternehmers und leidenschaftlichen Schwimmers Ernst Freyer wurde das „Freibad Freyer“ als erstes Freischwimmbad im Unterland am 11. Juni 1933 eröffnet. Der städtische Eigenbetrieb „AQUAtoll“ feiert den 90. Geburtstag mit einem Jubiläumsprogramm für Kinder. Im Aktionszeitraum von Samstag, 12. August, bis Freitag, 25. August, gibt es im Ernst-Freyer-Bad täglich von 11 bis 18 Uhr ein buntes Programm. Kinder können sich unter anderem auf Malaktionen, ein Bastelprogramm und Wasserspiele freuen. Damit die Spielaktionen unabhängig von der Witterung stattfinden können, dient ein Zelt im hinteren Bereich des Freibades als Veranstaltungsort. Im Rahmen des Freibadbesuches ist die Teilnahme am Jubiläumsprogramm kostenfrei.

Der folgende Rückblick lässt die Geschichte des Freibades Revue passieren und erzählt, wie aus dem „Freibad Freyer“ das „Ernst-Freyer-Bad“ wurde.

Seit dem Baubeginn des Neckarkanals um 1920 fehlte den Obereisesheimern die Möglichkeit zum Schwimmen im Neckar oder in einem anderen öffentlichen Gewässer. Sie nutzten daher den Baggersee des Kiesunternehmers Wilhelm Freyer. Dessen Sohn Ernst war selbst begeisterter Schwimmer, und so richtete die Familie Freyer im August 1932 dort zusammen mit dem Schwimmerbund Heilbronn 98 und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft ein Werbeschwimmen aus. Diese gut besuchte Veranstaltung weckte bei den Obereisesheimern das Interesse am Schwimmsport derart, dass sie im September eine Ortsgruppe des Schwimmerbundes Heilbronn gründeten. Zu deren Initiatoren gehörte auch Ernst Freyer, der als Kassier fungierte. Die neu entstandene Schwimmabteilung bewog ihn wohl auch, ab 1932 auf seinem Betriebsgelände ein Schwimmbecken einzurichten. Am 11. Juni 1933 war es dann so weit: Als erstes Freischwimmbad mit einem für Schwimmsport geeigneten Becken im Unterland öffnete das „Freibad Freyer“ seine Pforten. Bei der offiziellen Einweihung am 17. Juni hatte die Schwimmabteilung ihren ersten Auftritt.

Obereisesheimer Bad wird zur Wettkampfstätte

Von nun an fanden im Obereisesheimer Bad zahlreiche Wettkämpfe und Schwimmfeste des Württembergischen Schwimmverbandes statt. Ein Jahr nach der Eröffnung erhielt es ein Sprungbecken, und 1935 wurden dort die Württembergischen Landesmeisterschaften ausgerichtet. 1949 entstanden Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Als Ernst Freyer 1954 sein Kieswerk nach Philippsburg verlegte, verpachtete er das Schwimmbad, und 1960 erwarb die Gemeinde Obereisesheim das Bad für 85.000 Mark. 1972 fand dort als bislang größte Sportveranstaltung das Kinderschwimmfest des Württembergischen Schwimmverbandes statt.

Freibad erhält 1979 den Namen „Ernst-Freyer-Bad“  

In den 1970er Jahren wurde das im Überschwemmungsgebiet des Neckars gelegene Bad mehrfach in Mitleidenschaft gezogen und wiederholt renoviert – von Ernst Freyer mit Rat und Tat unterstützt. Auch nach der zweifachen Überschwemmung 1978 stand eine Renovierung an, die mit einem Umbau verbunden wurde. Anlässlich seiner Wiedereinweihung erhielt das Bad 1979 den Namen seines 1976 verstorbenen Begründers und heißt seitdem „Ernst-Freyer-Bad“. Als dann 1987 das Pichterich-Freibad geschlossen wurde, war das Ernst-Freyer-Bad das einzige Freibad der Stadt, in dem Schwimmwettkämpfe möglich waren; 1987 wurde daher das Becken erweitert und die Gaststätte umgebaut.

Neue Attraktionen und neue Technik in den 2000er Jahren  

Den 60. Geburtstag des Bades 1993 feierte man mit einem Festwochenende unter anderem mit Wasserballturnier, Ringer-Schaukampf, Schauschwimmen und Sommernachtsfest der VfL-Schwimmabteilung. Als 1998/1999 Sanierungsarbeiten durch mehrere Überschwemmungen behindert wurden, musste das Bad 1999 geschlossen bleiben. Im April 2000 öffnete es nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, der Erweiterung des Außengeländes und dem Einbau von Solartechnik wieder seine Pforten. 2005 folgte die Einweihung der neuen Bade- und Spiellandschaft für Kinder, 2007 und 2010 wurden Latentspeicher als Warmwasserspeicher eingebaut und 2008 die Sprunganlage erneuert sowie die Solaranlage erweitert. Im selben Jahr ging der seit 32 Jahren amtierende Bademeister, Peter Fuchs, in den wohlverdienten Ruhestand.

Ernst Freyer, der Gründer des Bades

Ernst Freyer wurde am 19. November 1911 als Sohn des Landwirts und Kiesgrubenbesitzers Wilhelm Freyer und seiner Frau Karoline in Obereisesheim geboren. Nach seinem Schulabschluss trat er in den Betrieb seiner Eltern ein und übernahm 1941 Baggerbetrieb und Kieswerk. Ein Jahr zuvor hatten Ernst Freyer und Anna Höfer geheiratet. 1942 zum Kriegsdienst eingezogen geriet Freyer später in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 fliehen konnte. Noch im selben Jahr übernahm er nach dem Tod seines Vaters die Firmenleitung.

Als die Kiesvorkommen in Obereisesheim erschöpft waren, verlegte Freyer 1954 sein Kieswerk nach Philippsburg; 1956 zog er mit seiner Frau, der 1944 geborenen Tochter Irmgard und dem 1947 geborenen Sohn Erich dorthin. 1968 erweiterte Freyer sein Unternehmen um einen Standort zum Kiesumschlag und Herstellung von Edelsplitt im neuen Industriehafen Germersheim, wo die Firma Freyer Gmbh noch heute ihren Sitz hat.

Bademeister, Kampfrichter, Übungsleiter und Lebensretter   

Freyer war begeisterter Schwimmer und war als Bademeister, Kampfrichter und Übungsleiter aktiv. Auch in Philippsburg ließ er 1963 in ehemaligen Baggerlöchern ein Schwimmbad bauen, das 1966 um eine Gaststätte erweitert wurde und seit 1977 seinen Namen trug. Freyer förderte die DLRG und rettete selbst drei Menschen vor dem Tod durch Ertrinken. Wohl auch aus dieser Erfahrung heraus war es ihm ein großes Anliegen, bereits Kindern das Schwimmen beizubringen. Für sein Engagement erhielt Freyer hohe Auszeichnungen, so unter anderen das Verdienstabzeichen der DLRG in Gold und die Sportlerplakette der Stadt Philippsburg. Trotz seines großen ehrenamtlichen und beruflichen Engagements in Philippsburg fand er Zeit, sich auch in Obereisesheim vor allem in den Vereinen zu engagieren – zum Dank erhielt er die Ehrenmitgliedschaften des Sängerbunds Obereisesheim und des VfL Obereisesheim.

Im Alter von 64 Jahren starb Ernst Freyer überraschend am 3. April 1976 an Herzversagen. Am 7. April wurde er unter großer Anteilnahme der Philippsburger und Obereisesheimer Bevölkerung in Philippsburg beerdigt. (Stadtarchiv Neckarsulm/snp)