Spatenstich für Modellprojekt der Evangelischen Stiftung Lichtenstern in der Friedrichstraße

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Mit dem ersten Spatenstich haben die Bauarbeiten für das inklusive Wohnbauprojekt in der Friedrichstraße 49 in Neckarsulm offiziell begonnen: (v. li.) Uwe Breitkopf, Mitglied des Bewohnerbeirats Stiftung Lichtenstern, Werner Durst, Geschäftsführer Kruck + Partner, Mathias Blinzinger, Vorstand Evangelische Stiftung Lichtenstern, Vorstandsvorsitzende Sybille Leiß, Geschäftsführender Pfarrer Georg Schirkonyer, Bürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel, Arno Bernauer, Leiter der evangelischen Regionalverwaltung Heilbronn, und Annegret Kohler, Assistentin der Stadtkirchen-Gemeindeleitung. (Foto: snp)              

Ein neues Angebot in besonderer Wohnform für Menschen mit Handicap schließt eine Versorgungslücke in Neckarsulm, setzt neue Maßstäbe bei der Inklusion und stärkt die soziale Infrastruktur in der Großen Kreisstadt. Am früheren Standort des evangelischen Gemeindehauses in der Friedrichstraße 49 entsteht ein gemischt genutzter, barrierefreier Neubau, der inklusiven Wohnraum und Räume für die Arbeit der Evangelischen Stadtkirchengemeinde unter einem Dach vereint. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich feierten die Projektpartner jetzt den offiziellen Baubeginn für das inklusive Modellprojekt.

Die Federführung und Leitung des Wohnbauprojekts liegt in den Händen der Evangelischen Stiftung Lichtenstern, die das Grundstück Friedrichstraße 49 von der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Neckarsulm erworben hat. Mit der Projektsteuerung wurde die Kruck + Partner Wohnbau und Projektentwicklung GmbH & Co.KG, Heilbronn beauftragt. Architektonisch geplant wird der Neubau vom Architekturbüro arabzadeh.schneider.wirth (asw) freie architekten partnerschaft mbB, Nürtingen. Die Stadt Neckarsulm befürwortet und unterstützt das Bauprojekt und hat das erforderliche Baurecht in Form des vorhabenbezogenen Bebauungsplans „Südöstlicher Stadtteil (Friedrichstraße)“, 9. Änderung geschaffen. Die Baugenehmigung wurde bereits erteilt. Auch die Nachbarn, die per Briefeinwurf informiert wurden, stehen dem geplanten Projekt aufgeschlossen gegenüber.

Angebot mit Modellcharakter

„Dieses kirchlich-diakonische Angebot unter dem Vorzeichen der Inklusion hat Modellcharakter“, versicherte Pfarrerin Sybille Leiß, Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Stiftung Lichtenstern. „Wir bieten hier Menschen mit Handicap aus Neckarsulm und Umgebung die Möglichkeit für eine echte Wohngemeinschaft mitten in der Stadt. Damit senden wir auch ein positives Signal ins Stadtquartier.“

Werner Durst, Geschäftsführer von Kruck + Partner, lobte die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stiftung Lichtenstern: „Wir freuen uns, dass wir dieses integrative Projekt umsetzen dürfen und so die Vielfalt stärken, die die Gesellschaft auszeichnet.“ Werner Durst dankte auch der Stadt für die konstruktive Begleitung der Baumaßnahme.

„Wir freuen uns riesig“, bestätigte Bürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel. „Das ist ein Wohlfühl-Projekt. Da steckt Herzblut drin.“ Die Baubürgermeisterin erinnerte an die Ursprünge des Projekts. Bei einem Bürgermeisterseminar gab Dr. Suzanne Mösel ihrem damaligen Löwensteiner Amtskollegen und Vorstandsmitglied der Stiftung Lichtenstern, Klaus Schifferer, den Impulshinweis zum zentral gelegenen Grundstück der Kirchengemeinde in der Friedrichstraße.    

Trotz zwischenzeitlicher Untiefen wie Ukrainekrise und Baupreisexplosion gelang es, Kurs zu halten und „die ursprüngliche Idee ins Laufen zu bringen“, so Bürgermeisterin Dr. Mösel. „Dieses Projekt deckt die inklusiven Bedarfe in der Stadt ab und zeichnet Neckarsulm als Mittelzentrum mit guter Infrastruktur aus.“

Neubau im Zeichen der christlichen Nächstenliebe 

Für die Evangelische Stadtkirchengemeinde markiert der Baubeginn „einen bedeutenden Schritt nach vorn“, erklärte der Geschäftsführende Pfarrer Georg Schirkonyer. „Der Neubau ist ein Zeichen für christliche Nächstenliebe. Wir schaffen damit ein inklusives Umfeld, in dem christliche Werte wie Offenheit und Wertschätzung lebendig werden. Menschen aus allen Lebensbereichen sollen hier heimisch werden und das Gefühl haben, sie werden akzeptiert.“ Georg Schirkonyer freute sich auch, dass die Räume für die Kirchengemeinde „größer werden als ursprünglich geplant“.

Der Neubau umfasst drei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss in einem umbauten Raum von rund 4000 Kubikmetern. Die Bruttogeschossfläche beträgt insgesamt 1270 Quadratmeter. Die Stadtkirchengemeinde erhält im Erdgeschoss eine Nettoraumfläche von 270 Quadratmetern mit Gruppenraum. In den beiden Obergeschossen und im Sattelgeschoss entstehen auf einer Nettoraumfläche von 760 Quadartmetern drei Wohnungen für Wohngruppen mit insgesamt 16 Personen.

Wohnangebot für Menschen mit Unterstützungsbedarf 

Das Wohnangebot richtet sich an Menschen mit Unterstützungsbedarf. Die Bewohner besuchen tagsüber in der Regel ein Tagesstrukturangebot wie zum Beispiel eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung oder eine Förderstätte, oder sie gehen einer anderen Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt nach. Denkbar wären auch Netzwerke mit Neckarsulmer Unternehmen, die in Kooperation mit der Evangelischen Stiftung Lichtenstern Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap anbieten. „Das wäre ideal“, wirbt Sybille Leiß für eine entsprechende Unterstützung.

Das neue Gebäude soll bis Ende 2026/Anfang 2027 fertiggestellt sein und dann laut Georg Schirkonyer „mit einem Fest der Freude und Gemeinschaft“ eingeweiht werden. 

Über die Evangelische Stiftung Lichtenstern

Die Evangelische Stiftung Lichtenstern setzt sich seit 1963 für Menschen mit geistiger Behinderung und deren Familien ein. Dabei ist die Stiftung Partner in allen Lebenslagen: von der Frühförderung über Kindergärten, Schulen, Ausbildung und Beruf bis hin zu Wohn- und Freizeitangeboten und Seniorenbetreuung.

Seit mehr als 30 Jahren verfügt die Stiftung über Erfahrungen mit der erfolgreichen Errichtung und dem Betrieb von wohnortnahen Wohn- und Betreuungsangeboten von Eppingen über Heilbronn, Weinsberg, das Sulmtal bis nach Öhringen. Rund 500 Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung nutzen die Wohnangebote. Ziel ist es, jedem Menschen mit geistiger Behinderung die Wohnmöglichkeit zu bieten, die seinem individuellen Hilfebedarf entspricht. Diese Angebote werden ständig weiterentwickelt. Dabei schafft die Evangelische Stiftung Lichtenstern auch Projekte mit Modellcharakter wie zum Beispiel das kooperative Genossenschaftsprojekt Lichtenstern Wohnkonzepte am Neckarbogen eG in Heilbronn und das neue Inklusionsprojekt in der Friedrichstraße in Neckarsulm.                                

Strukturwandel in Deutschland: Kirchen müssen ihre Immobilen umstrukturieren

Das gemeinsame Neubauprojekt der Evangelischen Stiftung Lichtenstern und der Evangelischen Stadtkirchengemeinde in der Friedrichstraße in Neckarsulm ist laut Bürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel eine klassische „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten: Die Evangelische Stiftung Lichtenstern erhält die Chance zu einem weiteren wohnortnahen und inklusiven Angebot für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das Vorhaben ergänzt die Infrastruktur der Stadt Neckarsulm um ein inklusives Wohnangebot. Und für die Evangelische Stadtkirchengemeinde ergibt sich die Möglichkeit, neue Gemeinderäume zu errichten. „Damit geben wir der Stadtkirchengemeinde eine feste Heimat in der Innenstadt und sichern den Gemeindestandort. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der Umstrukturierung im Immobilienbereich der Kirchen ein wichtiges Signal“, erklärt Bürgermeisterin Dr. Mösel.

Wie die Kirchen in Deutschland ist auch die Evangelische Kirche in Baden-Württemberg gezwungen, ihren Immobilienbesitz umzustrukturieren. Grund dafür sind sinkende Mitgliederzahlen infolge des demografischen Wandels und die Finanzen. Im Rahmen dieses Strukturwandels müssen die Kirchen zum Beispiel nicht oder wenig genutzte Gebäude verkaufen oder für neue, gemischte Nutzungen umwandeln. (snp)

(Erstellt am 26. September 2025)